Eine ziemlich lange Geschichte




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Eine ziemlich lange Geschichte

Beitragvon Tammi » Donnerstag 24. Oktober 2013, 20:15

Also, dann ich fange mal an. Meine Skoliose wurde schon erkannt, als ich gerade mal 6 Jahre alt war, der Orthopäde hatte allerdings, wie ich heute weiß, keine Ahnung davon, also bekam ich KG verschrieben. Die Physiotherapeutin bei der ich war, wusste von Schroth, hatte es aber nicht richtig gelernt, sodass ich die meiste Zeit gemalt habe, wo z.B. Reissäckchen hin müssen. Meine Mama hat darin natürlich keinen großen Sinn gesehen und uns wurde ja (Wort, "ja") auch nicht erklärt, wie das alles jetzt so richtig funktioniert, also habe ich in Zukunft nur noch normale KG gemacht. Jahrelang verschlechterte es sich nur langsam, aber es verschlechterte sich natürlich und wir wechselten den Orthopäden, bei dem ging es weiter mit normaler KG. Meine Mama wollte nicht akzeptieren, dass das alles ist und suchte im Internet, wo sie auf die Katharina-Schroth-Klinik in Bad Sobernheim stieß, sie sprach den Orthopäden dann auch darauf, aber der meinte, dass es bei mir noch viel zu früh für eine Reha sei. Daraufhin fragte meine Mutter ihn nach einem Korsett, sie hatte in ihrer Schulzeit 2 Mädchen mit Korsett gekannt, beide hatten ein Milwaukee-Korsett getragen. Meine Mutter wollte mir sowas natürlich am liebsten nicht antun und sie wusste auch nichts von Chêneau-Korsetts, aber dass sie danach gefragt hat, beweist schon, wie verzweifelt sie war, anscheinend nichts gegen meine immer krummer werdende Wirbelsäule tun zu können, der Arzt war allerdings auch der Meinung, dass ein Korsett nicht notwendig sei.
Im nächsten Jahr, kurz bevor ich 11 wurde, hatte ich dann einen starken Wachstumsschub und als meine Mutter mich dann mal mit nacktem Oberkörper sah, wie ich mich nach vorne beugte, bekam sie einen Schreck, da nun ein deutlicher Lendenwulst und Rippenbuckel zu sehen waren. Also ging es zum nächsten Orthopäden, dort wurde ich erstmal geröngt, allerdings nur 2 Teilaufnahmen, der Arzt schätze meine Hauptkrümmung in der LWS auf 30° und verschrieb auch nur normale KG und meinte ebenfalls, wir sollen abwarten. Aber nun, da meine Mutter definitiv mitbekommen hatte, dass es so nicht besser wird, durchsuchte sie das Internet und fand unter anderem auch heraus, wie schnell sich die ganze Situation, gerade im Wachstum, verschlechtern kann, also versuchte sie einen Termin bei einem Kinderorthopäden zu bekommen, der sagte, er hätte erst in einem halben Jahr Termine frei und als meine Mama von unserer Situation berichtete hieß es nur, "Da haben Sie halt Pech.", also suchte meine Mama weiter, bis sie schließlich auf das "skoliose-info-forum" stieß. Dort wurde uns Dr. Hoffmann in Leonberg als Skoliose-Spezialist empfohlen und wir erfuhren auch von seiner Zusammenarbeit mit Hr. Rahmouni, einem Orthopädietechniker in Stuttgart, der zu den besten Korsettbauern gehört. Also rief meine Mama bei Dr. Hoffmann an und schilderte unsere Situation, wir bekamen sehr schnell (innerhalb von 2 Wochen, glaube ich) einen Termin. Dr. Hoffmann und Hr. Rahmouni waren sich sofort einig, dass ich ein Korsett brauche und das Röntgenbild brachte endlich Gradzahlen, 34° lumbal und 17° thorakal.
Dann ging es nach Stuttgart zum Gipsen, was ich überhaupt nicht unangenehm fand, eher sogar schön. Ich hatte 2 Hemdchen und meine Unterhose an und stellte mich auf ein spezielles "Podest" zum Gipsen. Es wurden noch verschiedene Dinge um mich gebunden, z.B. eine feste Lasche, dort wo der Gips später aufgeschnitten werden sollte, dann wurde ich in eine korrigierte Haltung gedrückt und gegipst. Während des Gipsens musste meine Haltung immer wieder korrigiert werden, denn ich konnte noch kein Schroth und fiel deshalb sehr schnell in die Fehlhaltung zurück, ich fand das warme Wasser, in das die Gipsbinden eingetaucht wurden, sehr angenehm. Als der Gips dann aushärtete, wurde es langsam aber doch etwas eng, sodass ich froh war, als er dann aufgeschnitten und abgenommen wurde, das untere Hemdchen behält man übrigens die ganze Zeit an, sodass man nie (fast) nackt dasteht. Nachdem der Gips wieder ab war, suchte ich mir noch ein Muster aus und dann ging es duschen für mich.
2 Wochen vergingen, bis ich mein Korsett bekam, in diesen fing ich ambulant mit Schroth an, für den Sommer war schon eine Reha in Bad Salzungen geplant. Als ich mein Korsett bekam, versuchte ich abends gleich, es zu tragen, nach 30 min zog ich es, weinend (ein Wort "weinend") vor Schmerz, aus und schlief erstmal. Aber am nächsten Tag probierte ich es gleich wieder, denn ich wollte mich ja (Wort, "ja") dran gewöhnen, ich schaffte ("schaffte") es dann, immer länger mein Korsett zu tragen. nach etwa 2 Wochen kam ich auf ungefähr 16 h am Tag, schlafen konnte ich mit Korsett noch nicht, aber ich zog es zum ersten Mal in die Schule an und erklärte es vor meiner ganzen Klasse und auch was die Konsequenen wären, falls ich es nicht tragen würde, alle reagierten verständnisvoll.
Kurz darauf hatte ich mein Kontrollröntgen, in Stuttgart wurde aufpelottiert und ich wurde von meister Rahmouni sehr sehr eng eingeschnürt, die Fahrt von Rahmouni-Korsetträgern von Stuttgart nach Leonberg beim ersten Röntgen im Korsett wird auch "Höllenfahrt" genannt, schnell wusste ich auch, wieso, es tat so weh, dass ich das Korsett letztendlich unter Tränen auf der Fahrt auszog. Das Praxispersonal bei Dr. Hoffmann zurrte mich dann wieder ein, aber sie bekamen das Korsett nicht so fest geschlossen, wie Hr. Rahmouni. Nachdem ich das Ergebnis dann sah, waren meine Schmerzen schon fast wieder vergessen, lumbal fast gerade und thorakal 15° Überkorrektur! In Stuttgart wurde meine obere Pelotte daraufhin wieder abgeschliffen. Zu Hause gewöhnte ich mich langsam wieder an das Korsett, allerdings bekam ich bald wieder Probleme, immer wenn ich saß, fühlte sich ein Nerv in meinem linken Bein gereizt. Wir fuhren dann wieder nach Stuttgart und Hr. Rahmouni meinte, dass es am Druck der unteren Pelotte liegt, dieser war für diesen (blöden!) Nerv einfach zu viel, ich war frustriert, denn schmerztechnisch hatte ich keine Probleme mehr mit dem hohen Druck.Danach ging es aber bergauf, nach 2 Monate konnte ich endlich mit Korsett einschlafen und im Sommer hatte ich meine erste Reha, von der ich begeistert war, seitdem war ich jede Sommerferien dort.
Im Oktober bekam ich mein 2. Korsett, bei dem ich zwischendurch auch mal wieder Probleme mit dem Nerv hatte, aber insgesamt war es auch wieder gut ("gut", Wort) tragbar für mich. Im Juni 2009, kurz vor meiner Kur, bekam ich dann mein 3. Korsett, bei dem ich mich vermutlich nicht für ein hauptsächlich pinkes Muster hätte entscheiden sollen, denn davon hatte ich ziemlich schnell die Nase voll, aber es war das erste Korsett was ich etwa 1 Jahr trug. 2010, nach BaSa kam dann das 4. Korsett, das hatte wieder ein schönes Muster :D. Etwa ein Jahr später, im September 2011 bekam ich dann mein 5. Korsett, was ich ganze 2 Jahre trug, zwischendurch hat sich bei mir eine Rippe verbogen, sehr schmerzehaft (!), genau auf diese Rippe hat das Korsett oben am meisten gedrückt, an dieser Stelle wurde dann der Druck komplett weggenommen, also die Pelotte endete etwas weiter oben, mittlerweile hab ich oben auch gar keine Pelotte mehr. Seit etwa einem Monat habe ich nun mein 6. Korsett, diesmal wieder mit Name, Panzer . Ich habe das Korsett immer etwa 16-18 h getragen, bis ich nach 5 Jahren endlich mal kapiert habe, dass ich so nur meine Krümmungen halte und nicht mehr verbessere, was ich eigentlich anders vorhatte (ich könnt' mich schlagen für meine eigene Dummheit wall_nut ). Naja, zumindest bin ich jetzt bei 23 h, an der Vergangenheit kann ich sowieso nichts mehr ändern, aber meine Rotation ist sehr stark zurückgegangen, laut der Ärztin in BaSa waren es da bei meiner Abschlussuntersuchung noch 9 Grad unten und 3 oben :D. Das letzte Röbi ohne Korsett (aber nur nach 2 Stunden aus) zeigte 27° lumbal und 19° thorakal. Die 2° thorakal fallen unter Messtoleranz und da ich dort ja ("ja", Wort) keine Pelotte mehr habe, wird wohl auch nicht weiter zurückfallen und lumbal fällt die WS ja ("ja", Wort) noch etwas zurück, also insgesamt zumindest gehalten, naja. Bin Herr Rahmouni jedenfalls sehr dankbar, dass ich jetzt nicht bei 80° oder mehr gelandet bin.

Acja, meine Korsettmuster und -namen:
1. Klemmi mit Ice Age
2. Korsi mit Inspiration
3. Kletti mit Spray
4. Korsetti mit Tattoo
5. kein Name mit Mystery
6. Panzer mit Ice Age ( Ich wollte eigentlich kein Muster nehmen, was ich schonmal hatte, aber nach einer halben Stunde, die ich für die Entscheidung gebraucht habe, hab ich dann doch Ice Age genommen, es war einfach so schön :D)


Edit: kleiner kritikpunkt: Die Smiley-Codes sollten nochmal überarbeitet werden, ich habe an Stellen Smileys, an denen ich eigentlich keine haben möchte, z.B. mitten im Wort! Vielleicht so, dass man z.B. um ein ja-Smiley zu bekommen, ":ja:" schreiben muss?
Tammi
 
Beiträge: 4
Registriert: Dienstag 22. Oktober 2013, 13:34
Diagnose: Skoliose, 4 bogig, Hüftprominenz rechts; lumbal 34°, thorakal 17°
Behandlung: Korsett und Schroth seit 02/2008; bis jetzt 6x Reha in BaSa

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Re: Eine ziemlich lange Geschichte

Beitragvon marieschen » Freitag 25. Oktober 2013, 11:21

Hallo Tammi,

da hast du ja schon echt ein paar Korsetts hinter dir :D Aber Glückwusch dass du es so halten konntest, da hast du echt Glüvck gehabt!
Ich wünsche dir weiterhin alles Gute und drücke dir die Daumen, dass du schmerzfrei und Beschwerdefrei bleibst.

Liebe Grüße
Marieschen
marieschen
 
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Registriert: Montag 21. Oktober 2013, 22:02
Diagnose: BWS Skoliose TH6- L1 von 68°
LWS Skoliose von 30°
Behandlung: Korsettherapie von 2003- 2009, 2011 bis jetzt
KG nach Schroth seit 2006
Rehas in Bad Sobernheim


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